Nach einem Bericht von cash-online hat eine Erhebung durch den Baufinanzierungsvermittler Interhyp ergeben, dass deutsche Immobilienbesitzer die günstigen Zinsen zunehmend durch den Abschluss günstiger Anschlussfinanzierungen für eine schnellere Entschuldung nutzen. Hierbei steht im Vordergrund, die Restschuld möglichst rasch begleichen zu können und die niedrigeren Zinsraten nicht zu niedrigeren Ratenverpflichtungen umzumünzen. Somit kann festgestellt werden, dass die Tilgungsrate bei kürzlich abgeschlossenen Anschlussfinanzierungen deutlich gestiegen ist. Zudem ist das Sicherheitsbewusstsein durch Einbringung höherer Eigenkapitalanteile gestiegen – die allgemeinen Ratenhöhen haben sich in den letzten 5 Jahren hingegen kaum verändert. Allerdings haben letztlich mehrere Faktoren hier Einfluss gefunden, so sicherlich auch die neuen Vergaberichtlinien für Kredite bei den Geschäftsbanken.
Zinsersparnis wird in schnellere Schuldenfreiheit investiert
Die Finanzierungskunden investieren quasi die Zinsersparnis durch die momentan günstigen Darlehenszinsen in eine höhere Tilgung, um schneller schuldenfrei zu werden. So ist die durchschnittliche anfängliche Tilgung bei Anschlussfinanzierungen von 3,03 % in 2010 auf (in 2015) 4,69 % angestiegen. Die Darlehensraten hingegen haben sich im vergleichbaren Zeitraum kaum geändert: So haben Finanzierungsnehmer in 2010 monatlich etwa 720 Euro durchschnittlich aufgebracht, in 2015 waren es 724 Euro. Die Zinssätze für Immobilienfinanzierungen (egal ob Neu- oder Anschlussfinanzierungen) sind derzeit so günstig wie noch nie zuvor seit Bestehen der Bundesrepublik. Finanzierungen mit 10-jähriger Bindungsfrist können teilweise für um die 1 % abgeschlossen werden. Obwohl die Zinssätze abhängig von der persönlichen Situation (wie z. B. Bonität, Eigenkapitaleinsatz, Einkommenshöhe etc.) sind, können derzeit die meisten Finanzierungsinteressenten so günstige Verträge abschließen, wie zu kaum einem anderen Zeitpunkt zuvor. Die Objektwerte sind aufgrund der guten Auslastung und des gestiegenen Interesses zwar leicht angezogen, doch wird trotzdem nicht um jeden Preis finanziert. Dies scheint eine sehr gesunde Finanzierungseinstellung am Markt zu sein.
Von den Finanzierungsnehmern wird zunehmend mehr Eigenkapital aufgebracht
Trotz des historischen Zinstiefs am Kapitalmarkt reagieren die Finanzierungsnehmer besonnen. So sank der Anteil des Objektwerts, welcher finanziert wird, erneut in 2015. Waren dies 2010 noch durchschnittlich 50,7 %, waren es in 2015 nur noch 46,2 %. Im gleichen Zeitraum stiegen die Darlehenssummen von 127.000 Euro auf 135.000 Euro nur leicht an. Die höheren Darlehenssummen liegen an der im Zeitraum beobachteten Steigerungen der Objektwerte. Die Zinsbindungen sind im Beobachtungszeitraum ebenfalls leicht gestiegen – von 10,2 auf 11 Jahre. Für die Erhebung dieser Daten hat Interhyp etwa 100.000 Finanzierungsabschlüsse von 2010 bis 2015 herangezogen. Die Aufbringung eines höheren Eigenkapitalanteils hat gleich mehrere Effekte bei einer Immobilienfinanzierung zur Folge: So sinkt die Ratenhöhe, das Ausfallrisiko und damit verbessern sich auch in der Regel die angebotenen Konditionen. Es ist also keineswegs so, dass ein niedrigeres Zinsumfeld auch risikoreichere Finanzierungsverträge ansteigen lässt – die Interessenten sind viel mehr daran interessiert, eine schnelle Entschuldung und eine erfolgreiche Finanzierung aufgrund guter Finanzierungsvoraussetzungen zu erreichen.
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