Gefahr für Immobilienblase eher gering
(Berlin, 10.02.2014) Aktuell stehen die Furcht von einer Immobilienblase und die sich scheinbar prägnant verteuernden Preise für Wohnimmobilien im Fokus der allgemeinen Öffentlichkeit. Immer wieder hört und sieht man Meinungen, die ein Platzen dieser Blase vorhersagen und damit einen rapiden Wertverlust der Bestandsimmobilien und eine Überschuldung der Haushalte. Viele Experten auf dem Gebiet der Immobilienwirtschaft jedoch sehen entgegen dieser aufkommenden und oft künstlich geschürten Angst kaum Anzeichen für die Bildung einer solchen Überhitzung. So z. B. statuiert der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) in einem jüngst veröffentlichten Konjunkturbericht, dass die so oft diskutierten Kaufpreis- und Mietanstiege in Deutschland hauptsächlich in den Ballungsgebieten der großen Städte (wie beispielsweise München, Düsseldorf oder Berlin) stattfinden. Die Nachfrage nach Immobilien steht danach auch in einem engen Zusammenhang mit den Finanzmärkten. Verläuft die Entwicklung an diesen weniger volatil, wird sich auch die Nachfrage nach den entsprechenden Produkten normalisieren und der Run auf Immobilienanlagen schwächer werden. Eine größere Gefahr für die flächendeckende Überhitzung des Immobilienmarktes ist vielen Fachmeinungen zufolge aber auch derzeit (trotz des großen Misstrauens den Banken und den Finanzmärkten im Allgemeinen gegenüber) nicht gegeben. Um dies richtig zu verstehen, muss man sich die Situation in Gesamtdeutschland detailliert anschauen:
Preisanstieg in Gesamtdeutschland eher moderat
Die Preisentwicklung in Gesamtdeutschland auf dem Immobiliensektor verzeichnet für 2013 voraussichtlich lediglich einen Anstieg von etwa drei Prozent. In den Großstädten hingegen zeigen sich Preisanstiege teilweise sogar über neun Prozent. Diese Entwicklung ist vor allem den hohen Nachfrageüberhängen nach zentralen und attraktiven Lagen mit guter Infrastrukturanbindung geschuldet. Doch die Großstädte sind eben nur ein Teil des Gesamtbildes – Deutschland besteht ebenso aus Randlagen und Immobilien in ländlichen Gegenden, welche (je nach Region) teils sogar merkliche Angebotsüberhänge aufweisen. Zudem hat die Bundesregierung mittlerweile Maßnahmenpakete geschnürt, um den Preisauftrieb in den Ballungsgebieten zu begrenzen. Eine Prognose für die kommenden Jahre erscheint daher angesichts unklarer Auswirkungen der geplanten und teilweise schon beschlossenen Maßnahmen und der weiteren Entwicklung in allen anderen Gebieten eher schwierig. Eine langfristige Betrachtung zeigt jedoch eine im Vergleich zu anderen Staaten sehr stabile Preisentwicklung – von einer Blasenbildung im Immobiliensektor kann hier also keine Rede sein. Es gibt keine allgemein alarmierende Entwicklung auf dem Immobilienmarkt, unter Umständen kann höchstens von lokal begrenzten, starken Preisauftrieben gesprochen werden. Die aktuelle Zinssituation hat zwar zu einer überhöhten Nachfrage nach Erwerbsimmobilien geführt, doch wird sich diese Nachfrage nach Ansicht der meisten Fachleute bei einer Änderung des Zinsniveaus auch wieder abschwächen.
Investitionsstandort Deutschland für Immobilienanleger weiterhin interessant
Gerade viele internationale Investoren zeigen sich aufgrund der langjährigen Preisstabilität des Gesamtsektors sehr interessiert am deutschen Immobilienmarkt. Das erwartete Risiko ist aufgrund dieser stabilen Entwicklung begrenzt, trotzdem bieten sich in verschiedenen Bereichen Chancen auf vergleichsweise attraktive Renditen. Beispielsweise sind bestimmte Stadtteile in den Großstädten weiterhin unter Renditeaspekten sehr interessant, aber auch große Wohnungsgesellschaften und börsennotierte Wohnimmobilienkonzerne ziehen die Investoren an. In vielen ländlichen Gebieten abseits der großen Städte ist Wohnraum hingegen auch in Zukunft zu sehr günstigen Konditionen erhältlich, was wiederum für private Interessenten sehr attraktiv ist. Hier hat in den letzten Monaten – insbesondere aufgrund der günstigen Finanzierungsmöglichkeiten – ein regelrechter Bauboom eingesetzt. Vorboten einer Blasenbildung im Immobiliensektor sind neben allgemein überhitzender Nachfrage und der Preisexplosion jedoch auch ein laxe Kreditvergabe – diese jedoch ist nicht zu beobachten. Im Gegenteil: Die Banken sind angehalten, ihre Eigenkapitalbasis aufgrund der neuen Basel-Richtlinien zu stärken, was im Umkehrschluss üblicherweise auch eine restriktivere Vergabepolitik für Immobilienkredite nach sich zieht.
Nach einer recht erfolgreichen Ära der Immobilienanlage in den letzten Jahren, geht nun viele Investoren zu einzelnen Verkäufen über – bei gleichzeitiger Selektion für weitere Anlageprojekte. Diese Vorzeichen deuten eher auf eine weiterhin stabile und marktgerechte Entwicklung – es gibt keine panikartigen Massenverkäufe und es ist auch kein merklicher Kapitalabzug zu beobachten. Ergo kann bei genauer und vernünftiger Betrachtung nicht davon ausgegangen werden, dass es aufgrund einer Überhitzung am Immobilienmarkt zum Platzen einer Blase mit all seinen negativen Folgen kommen wird.
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